Anekdoten
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Sonderzeichen
å – ein dunkles „a“ wie in: Båss, Flåsch (Bass, Flasche).é – ein geschlossenes „e“ wie bei: schéé, Bétt, (schön, Bett).
ô – ein dem „o“ angenähertes „å“, das im allgemeindeutschen Stammwort immer als „a“ geschrieben wird. Beispiele: Hôwan, Bôscht (Hafer, Bart).
à, è, ì, ò, ù – Nasallaute, die durch einen nach links geneigten Akzent gekennzeichnet werden, während die im allgemeindeutschen Stammwort nachfolgenden Buchstaben „m“ und „n“ nicht geschrieben werden. Beispiele: seì, toà, Krèè (sein, tun, Kren).
è – am Wortende und in Endsilben: ein verschlucktes bzw. dumpfes „i“, das dem „e“ näher kommt als dem „i.“ Beispiele: Épfè, trupfètzn, (Apfel, tropfen).
öi – eine Verschmelzung von „ö-i“ bzw. „e-ü.“ Es handelt sich um eine lautliche Umwandlung der hochdeutschen Silbe „-eld.“ Beispiele: Göid, Föid (Geld, Feld).
Der Schneidermeister Rudolf Scheider war von 1945 bis 1962
Bürgermeister von St. Johann in Tirol. Einige seiner Aussprüche sind bis in
unsere Tage legendär:
Beim Fest zur Erweiterung des Flugplatzes sagte er in seiner Ansprache: „Mia
sénd stòiz, dass iatz a dè Motorradlfliaga bei ins in Sainihåns låndn kina.“ Übersetzung:
„Wir sind stolz, dass nun auch die Motorradflieger bei uns in St. Johann landen
können.“ Gemeint waren natürlich die motorisierten Flugzeuge.
Legendär wurde sein Satz bei der Feier zum 100.000. Fahrgast der St. Johanner
Bergbahn: „Und i begriaß a den heruntergekommenen Kitzbichla
Burgamoasta zu insan hundertmillionsten Fôhrgåst.“ Übersetzung: „Und
ich begrüße auch den heruntergekommenen Kitzbüheler Bürgermeister zu unserem
hundertmillionsten Fahrgast.“ Gemeint war natürlich, dass man vom etwas höher
gelegenen Kitzbühel nach St. Johann herunter fahren muss.
Als einmal im Wirtshaus über den Landeshauptmann geschimpft wurde, weil dieser
ein Ansuchen nicht genehmigte, sagte Scheider: „toats nit so schimpfn,
wei insa Låndeshauptmånn is gånz a impoténta Kerl.“ Übersetzung:
„Schimpft nicht so, weil unser Landeshauptmann ist ein ganz impotenter Kerl.“
Gemeint war natürlich: „ein ganz patenter Kerl.“
Josef Ritter war von 1939 bis 1968 Dechant von St. Johann in
Tirol. 1958 wurde er zum Ehrendomherr von Salzburg ernannt. Damit verbunden ist
auch das Tragen eines Talars mit roten Knöpfen. Die Leute gratulierten ihm zur
Ernennung, doch er sagte in seiner Bescheidenheit nur dazu: „Dés is kôt
a Knopflochentzündung.“ Übersetzung: „Das ist ja nur eine
Knopflochentzündung.“
Als Dekan Ritter nach der Segnung eines neuen Flugzeuges eingeladen wurde,
einen Rundflug mitzumachen, fragten ihn die Leute, ob er sich denn überhaupt
getraue, in einem so kleinen Flugzeug mitzufliegen. Er antwortete: „Es
is no koa Moasta vun Himmè ôcha gfoin.“ Übersetzung: „Es ist noch kein
Meister vom Himmel gefallen.“
Berühmt wurde folgende Geschichte: Als die Gestapo 1940 einen gewissen
Bartholomäus Holzhauser im St. Johanner Pfarrhof verhaften wollte, da er durch
seine visionären Schriften Hochverrat gegen Führer und Reich begangen habe,
sagte Dechant Josef Ritter, indem er auf das 300 Jahre alte Portrait des Dekans
Bartholomäus Holzhauser (1613 – 1658) zeigte: „Dô is a, méggs ‘n kôt
vahåftn.“ Übersetzung: Hier ist er, ihr braucht ihn nur zu verhaften.“
Eine Sainihånserin fragte bei einer Beerdigung im Oberland: "wia
is‘ bei énk da Brauch? Muaß ans iatz scho reahn ùfånga oda eascht bein Grôb
zuachè ?" Übersetzung: "Wie ist es bei Euch üblich? Soll ich
jetzt schon anfangen zu weinen, oder erst dann vor dem Grab?"
Der aus Oberndorf stammende volksnahe Pfarrer Toni Waltl hat bei
der Fronleichnamsprozession in Aschau gesagt: „dè trôgatn Jungfraun
soidn vôun viechè geh.“ Das Wortspiel setzte er bewusst ein, da
"trogad" eigentlich schwanger heißt. Gemeint war natürlich, dass jene
Jungfrauen, welche die Marienstatue trugen, nach vorne gehen sollten.
An der St. Johanner Kirchentür hat um 1900 eine unbekannte Person einen Zettel
angebracht, auf dem folgender Text stand: "Du und da r‘oà miaßts a
bissl léntiga toà, sist seids du und da’r oà ‘s naxt Môi alloà." Übersetzung:
"Du und der andere müsst das nächste Mal etwas schneller machen, sonst
seid Ihr das nächste Mal alleine." Gemeint waren der Dekan und der
Kooperator, die dafür bekannt waren, dass ihre Messen sehr lange dauerten.
Es wird erzählt, dass ein Mesner auf die Frage, wie viele Leute in die Kirche hinein passen, geantwortet haben soll: Bôids ôi eichè gehnd, gehnds nit eichè, åwa wei 's nit ôi eichè gehnd, gehnds eichè. Übersetzung: Wenn alle hinein gehen, gehen sie nicht hinein, aber weil nicht alle hinein gehen, gehen sie hinein. Erklärung: das zweite "gehen" ist im Sinne von "passen" gemeint, also: Wenn alle hinein gehen, passen sie nicht hinein, aber weil nicht alle hinein gehen, passen sie hinein.
Saàsnschmied Simal war bekannt für seine witzigen Reime. Er ging vom Harschbichl über den Ludwig-Scheiber-Steig aufs Kitzbüheler Horn. Unterhalb des Gipfels ist ein Felsloch, durch das man steigen muss, und da es dort auch recht steil ist, bekam Simal Angst. Er sagte: "Vôu an Loch glåcht hun i éfta gånz gwiß, åwa vôu an Loch reahn, wôs khôt ums oita wean is." Übersetzung: "Vor einem Loch gelacht habe ich schon öfters, aber vor einem Loch weinen hat wohl mit dem älter Werden zu tun."
Der Sinngrün Sepp war der beste Komiker der St. Johanner Volksbühne in den 1930er Jahren und auch sonst ein origineller und witziger Zeitgenosse. Als er einmal in Wien war und beim Heurigen zu viel getrunken hatte, urinierte er danach an eine Hauswand. Dabei erwischte ihn ein Wachmann, der ihm für dieses Vergehen eine Strafe von 7 Schilling verlangte. Der Sepp gab ihm 10 Schilling und sagte: „stimmb scho, wei a Pfischzei is a dabei gween.“ Übersetzung: „es stimmt so, weil auch ein Pfürzchen dabei war.“
In den 1920er Jahren trug sich folgendes zu. Ein Mann ging fensterln, und als
er zum Fenster der Angebeteten hinauf steigen wollte, rief sie ihm
hinunter: „heìt geht nix, heìt hun i an Schuasta.“ Er
antwortete ärgerlich darauf: „Harrgood Saggra, éppas leana hed ma soin,
die Professionistn ziachn ôiwei vôu.“ Übersetzung: Sie sagte: „heute
geht nichts, heute habe ich „den Schuster“ (= heute habe ich meine Tage).“ Er
antwortete: „Herrgott Sakrament, etwas lernen hätte man sollen, die
Professionisten haben immer Vorrang.“
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kommunistische Partei in St.
Johann immer von drei Personen gewählt. Diese waren im Ort auch als Kommunisten
bekannt. Umso verwunderlicher war es, als einmal vier Stimmen auf die KPÖ
fielen. Natürlich waren alle gespannt, wer wohl nun der vierte Kommunist im Ort
sei, doch konnte das Rätsel nicht gelöst werden, bis eines Tages eine alte,
fromme Bäuerin erklärte: "I hù dè Kommunionpartei gwöiht, weì dè
ånan håmbs ôi nit so mit da Religion!" Übersetzung: "Ich
habe die Kommunionpartei gewählt, weil die anderen Parteien halten ohnehin
nichts von der Religion."
Museums- und Kulturverein
St. Johann in Tirol
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å – ein dunkles „a“ wie in: Båss, Flåsch (Bass, Flasche).é – ein geschlossenes „e“ wie bei: schéé, Bétt, (schön, Bett).
ô – ein dem „o“ angenähertes „å“, das im allgemeindeutschen Stammwort immer als „a“ geschrieben wird. Beispiele: Hôwan, Bôscht (Hafer, Bart).
à, è, ì, ò, ù – Nasallaute, die durch einen nach links geneigten Akzent gekennzeichnet werden, während die im allgemeindeutschen Stammwort nachfolgenden Buchstaben „m“ und „n“ nicht geschrieben werden. Beispiele: seì, toà, Krèè (sein, tun, Kren).
è – am Wortende und in Endsilben: ein verschlucktes bzw. dumpfes „i“, das dem „e“ näher kommt als dem „i.“ Beispiele: Épfè, trupfètzn, (Apfel, tropfen).
öi – eine Verschmelzung von „ö-i“ bzw. „e-ü.“ Es handelt sich um eine lautliche Umwandlung der hochdeutschen Silbe „-eld.“ Beispiele: Göid, Föid (Geld, Feld).